«Sollten wir ChatGPT einsetzen?» fragten wir ChatGPT.

Schon seit einiger Zeit nutzen wir KI in unserem kreativen Prozess. Midjourney für die Erstellung von spektakulären Bildern, «Generative Fill», die neueste Erweiterung von Adobe Photoshop für die Bildbearbeitung, Deepl für Übersetzungen und natürlich ChatGPT für die Unterstützung beim Schreiben von Texten. Diese Tools sind wirklich cool und helfen uns, effizienter oder sogar kreativer zu werden. Kürzlich wurden wir gefragt, ob wir ChatGPT in eine Website für eine Enzyklopädie zu einem bestimmten Thema integrieren könnten. Ja sicher, das könnten wir. Aber sollten wir das auch?
Geschrieben von Andreas Bangerter – Managing Director
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Es gibt bereits eine Fülle von rechtlichen Einschätzungen zu diesem Thema. Wir haben uns aber entschlossen, ChatGPT selbst zu fragen: «Welche rechtlichen Auswirkungen hat die Einbindung von ChatGPT als themenbezogene Enzyklopädie in eine Website?» ChatGPT listet insgesamt acht Punkte auf, die zu beachten sind. Wir zählen hier nicht alle auf, haben aber drei herausgegriffen, die uns relevant erscheinen:

Zitat: «...hier sind die wichtigsten rechtlichen Konsequenzen, die Sie beachten sollten:
  1. Urheberrechte: Als Enzyklopädie muss der von Chat GPT bereitgestellte Inhalt sorgfältig überprüft werden, um sicherzustellen, dass er keine Urheberrechte oder geistigen Eigentumsrechte anderer verletzt. Die Verwendung von urheberrechtlich geschütztem Material ohne entsprechende Genehmigung kann zu rechtlichen Problemen führen.
  2. Korrektheit und Haftung: Als Enzyklopädie oder Suchfunktion sollten die von Chat GPT bereitgestellten Informationen genau und zuverlässig sein. Wenn sich die Benutzer auf die Informationen verlassen und dadurch einen Schaden erleiden, könnte es zu Haftungsproblemen kommen.
  3. Ethische Überlegungen: Bei der Integration von KI-Modellen wie Chat GPT sollten ethische Erwägungen berücksichtigt werden, einschließlich der Verhinderung der Verbreitung von schädlichen oder diskriminierenden Inhalten...»

(Quelle: ChatGPT. Die Quelle von ChatGPT? Die kennen wir nicht...)

Unsere Überlegungen und Gedanken zur Antwort von ChatGPT

Urheberrechte
Wir sind der Meinung, dass der rechtliche Aspekt - insbesondere in Bezug auf das Urheberrecht - nicht unterschätzt werden sollte: So wie eine Agentur sich darauf verlässt, dass ihre Arbeit durch Urheberrechte geschützt ist, sollte dies auch für die Arbeit anderer gelten, die von Chatbots zitiert wird.

Korrektheit und Haftung
Diese Antwort impliziert, dass die von ChatGPT zur Verfügung gestellten Informationen möglicherweise nicht genau oder sogar schlicht falsch und erfunden sind. Haben Sie vom Rechtsfall «Mata (eine Einzelperson) v. Avianca (eine Fluggesellschaft)» vor einem Gericht in Manhattan gehört? In diesem Fall führte der Anwalt des Klägers mehr als ein halbes Dutzend einschlägiger Gerichtsentscheide an. Es gab nur ein Problem: Niemand - weder die Anwälte der Fluggesellschaft noch der Richter selbst - konnte auch nur einen der zitierten Gerichtsentscheide finden. Das lag daran, dass ChatGPT sie alle erfunden hatte (Quelle: New York Times). Dies sagt zwar viel über die Fähigkeit von ChatGPT aus, kreativ zu sein, aber es ist auch bezeichnend für die sachliche Richtigkeit oder vielmehr Ungenauigkeit.

Ethische Überlegungen
Wir sind der Ansicht, dass auch ethische Bedenken berechtigt sind. Obwohl rechtliche Probleme in dieser Hinsicht in unserer Rechtsprechung wahrscheinlich durch einen Haftungsausschluss verhindert werden könnten, gibt es nur eine sehr begrenzte Kontrolle darüber, welche Art von Inhalten erzeugt wird und was damit geschieht. Und wenn es sich nicht um eine Frage der rechtlichen Haftung handelt, dann ist es definitiv eine ethische Frage.

KI ist ja nicht wirklich neu, aber mit der plötzlichen öffentlichen Aufmerksamkeit, die OpenAI mit der Veröffentlichung von ChatGPT, Microsofts Investition, Googles Start von Bard und Apples angeblichen Aktivitäten in diesem Bereich (Quelle: Bloomberg) auf sich gezogen hat, sind Politiker und Regulierungsbehörden in aller Welt auf verschiedenste potenzielle Gefahren und Probleme aufmerksam geworden. Während es seit den Anfängen von Facebook 14 Jahre dauerte, bis sein Gründer vor einem Ausschuss des US-Senats erscheinen musste, dauerte es weniger als sechs Monate nach dem öffentlichen Launch von ChatGPT, bis der OpenAI-Gründer Sam Altman vor die US-Gesetzgeber zitiert wurde.

Natürlich hat es auch mit der rasanten Verbreitung der Technologie zu tun, aber es ist dennoch ein Hinweis darauf, dass viel in Bewegung ist und sich noch viel ändern wird - sowohl auf der Entwicklungsseite als auch im rechtlichen Bereich. Wir bei Reach werden die Entwicklungen verfolgen und in der Zwischenzeit den Umgang mit dieser Technologie, die so viele Möglichkeiten eröffnet, weiter lernen und sie nutzen.

Und Stand heute: Nein, wir empfehlen nicht, eine ChatGPT-basierte Enzyklopädie in eine Website zu integrieren.

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